Autoren: Vladana Pillerová und Vít Richter, Nationalbibliothek der Tschechischen Republik, vladana.pillerova@nkp.cz, vit.richter@nkp.cz
(Knihovny současnosti 2021 /Bibliotheken der Gegenwart 2021/ – Sammelband vom 29. Jahrgang der Konferenz)
Im ersten Halbjahr 2021 fand bereits zum fünften Mal eine Umfrage statt, die die Alters-, Bildungs-, Gender-, Berufs- und Gehaltsstruktur der Bibliotheksmitarbeiter in der Tschechischen Republik erfasst. Die Nationalbibliothek der Tschechischen Republik verfolgt langfristig die Entwicklung der Personalsituation in den Bibliotheken in der Tschechischen Republik und führt in regelmäßigen Zeitabständen Umfragen auf diesem Gebiet durch. Das Ergebnis ist ein Datenbestand, der es ermöglicht, die Trends der Beschäftigungsstruktur in den Bibliotheken der Tschechischen Republik in den letzten mehr als 20 Jahren zu verfolgen, und der um die aktuelle Problematik ergänzt ist.
Es folgt eine Auswahl einiger ausgewählter Themen der Analyse.
Alters- und Genderzusammensetzung der Bibliotheksmitarbeiter
Im Laufe der letzten mehr als 20 Jahre sehen wir einen Rückgang vor allem bei der jüngsten Altersgruppe der Bibliothekare im Alter zwischen 18 und 30 Jahren. Im Jahre 2004 betrug der Anteil der jungen Bibliothekare sogar 17 %, im Jahre 2020 waren es nur noch 9 %. Allmählich sinkt auch der Anteil der Altersgruppe der Mitarbeiter im Alter von 31–40 Jahren. Am anderen Ende des Spektrums steigt der Anteil in der Altersgruppe über 61 Jahre auf aktuelle 13 % der Mitarbeiter an, im Jahre 1998 machte diese Gruppe nur 5 % der Mitarbeiter aus. Am Häufigsten arbeiten in den Bibliotheken Mitarbeiter im Alter von 41–60 Jahren, der Anteil dieser Gruppe schwankt um den Wert von 60 %. Die Aufteilung dieser Gruppe ist ausgeglichen, die Altersgruppe 41–50 Jahre bildet 30 % der Mitarbeiter und die Gruppe 51–60 Jahre 29 %.
Die Alterung der Bevölkerung ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und betrifft verschiedene Berufe. In unserer Branche war jedoch der Anteil der Mitarbeiter im höheren Alter immer höher als in anderen Branchen und der aktuelle Trend unterstreicht diese Tatsache noch.
In den untersuchten Bibliotheken arbeiten insgesamt 85 % Bibliothekarinnen und 15 % Bibliothekare (im Vergleich zu 13 % der Männer und 87 % der Frauen im Jahre 2016). Von den verfolgten Bibliotheksgruppen arbeiten dann die meisten Männer in zentralen spezialisierten Bibliotheken (33 %) und regionalen Bibliotheken (23 %).
Im Zeitraum von 1998 bis 2020, d. h. innerhalb von 22 Jahren, sehen wir einen Anstieg bei der Anzahl der Männer – Bibliotheksmitarbeiter um 8 %, d. h. einen Anstieg von 7 % im Jahre 1998 auf 15 % im Jahre 2020.
Ausbildung der Fachkräfte
Der Anteil der Bibliothekare mit einem bibliothekarischen und nicht-bibliothekarischen Mittelschulabschluss ist jetzt ausgeglichen (27 %). Insgesamt arbeiten also in den Bibliotheken 54 % Bibliothekare mit abgeschlossenem Mittelschulstudium und Mitarbeiter mit höherer Berufsausbildung. Der Anteil der Bibliotheksmitarbeiter mit einem Hochschulabschluss stieg wieder, insbesondere bei Mitarbeitern mit bibliothekarischer Hochschulausbildung, und zwar von 20 % auf 23 %. Ein Anstieg wurde aber auch bei Hochschulabsolventen Nichtbibliothekaren verzeichnet, und zwar von 19 % auf 20 %. Insgesamt bildet also die Gruppe der Hochschulabsolventen 43 %.
Seit 1998 sehen wir hier einen deutlichen steigenden Trend bei der Anzahl der Fachkräfte im Bibliothekswesen mit einem Hochschulabschluss. Der Anstieg in dieser Gruppe beläuft sich auf 21 %. Logischerweise wird dieser Anstieg durch einen Rückgang der Mitarbeitergruppe mit einem Mittelschulabschluss kompensiert, seit 1998 ging der Anteil der Mittelschulabsolventen um 20 % zurück.
Sprachkenntnisse
Von der Gesamtanzahl der Bibliotheksmitarbeiter, die eine Fremdsprache bzw. mehrere Fremdsprache beherrschen (insgesamt 3.308 Mitarbeiter), beherrschen 54 % die englische Sprache, ebenso wie bei der letzten Umfrage. Es stieg die Anzahl der Mitarbeiter, die die deutsche Sprache beherrschen (21 % im Vergleich zu 17 % im Jahre 2016). Einen Rückgang sehen wir bei der russischen Sprache (14 % im Vergleich zu 18 % im Jahre 2016). Hierbei handelt es sich um einen anhaltenden Rückgang, im Jahre 1998 verfügten über Russischkenntnisse 40 % der Mitarbeiter. Die Anzahl der Mitarbeiter, die Französisch sprechen, bleibt ähnlich (3 %) und 8 % der Mitarbeiter beherrschen eine andere Sprache.
Ebenso wie in der letzten Umfrage gilt immer noch, dass über bessere Sprachkenntnisse Bibliothekare in spezialisierten Bibliotheken verfügen, in denen die Chancen auf die Anwendung von Sprachkenntnissen höher sein können.
Themen der Weiterbildung
Neu wurde in die Umfrage ein Bereich hinzugefügt, in dem die meistgefragten Themen der Weiterbildung in drei Richtungen – Bibliothekswesen, Management und Informationstechnologien erfasst wurden.
Die öffentlichen Bibliotheken sind an Themen wie Förderung der Lesefähigkeit, Gegenwartsliteratur, Bildungs- und Gemeinschaftsrolle der Bibliotheken oder Nutzung sozialer Netzwerke interessiert. Die spezialisierten Bibliotheken bevorzugen eher eine Weiterbildung, die die Informationsquellen, EIZ (elektronische Informationsquellen), Datenbanken und Trends bei Suchanfragen umfassen. In einem ähnlichen Ausmaß sind beide Bibliotheksarten an einer Weiterbildung im Bereich der Katalogisierung und Organisation des Bibliotheksfonds interessiert. Am anderen Ende des Spektrums stehen dann bei öffentlichen Bibliotheken beispielsweise eine technische Ausbildung (Robotik, Programmierung) oder Statistik der Bibliotheken.
Die Ergebnisse der Umfrage werden als Basis bei der Aktualisierung des Konzepts des lebenslangen Lernens der Bibliothekare dienen.